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Syriens Nachbarn sind am Limit

Über vier Millionen Syrer sind vor dem Krieg geflohen, über drei Millionen Iraker sind aus ihrer Heimat vertrieben. Die Nachbarländer nehmen sie als Gäste auf und unterstützen sie. Doch die Bereitschaft dazu sinkt in Jordanien und dem Libanon. Zu groß sind die eigenen Probleme.


Foto: Caritas/Gleissner
Nur 16 Prozent der syrischen Flüchtlinge in Jordanien leben in Lagern,
der Rest ist bei Verwandten untergekommen oder lebt
in kleinen Mietwohnungen. Foto: Caritas/Gleissner

Maria hat Karakosch gesehen. Im Dezember ist sie mit ihrem Mann und den fünf Kindern in ihre irakische Heimatstadt zurückgekehrt. „Wir wollten sehen, was von unserem Zuhause übrig geblieben ist“, sagt die Frau, die nur wenig von sich preisgeben möchte. „Es war alles verbrannt oder geraubt. Der IS hat alles zerstört.“ Seit 2014 lebte ihre Familie in verschiedenen Städten im Irak, teilweise schliefen sie unter freiem Himmel, in Kirchen oder Zelten. Nun wissen sie: Eine Rückkehr ist ausgeschlossen. Mittlerweile leben sie in der jordanischen Hauptstadt Amman.

Das UNHCR, das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, hat mittlerweile 655 000 Syrer und rund 60 000 Iraker als Flüchtlinge in Jordanien registriert. Noch mehr sind bereits vor der Schließung der Grenzen ins Land gekommen. Die jordanische Regierung schätzt, dass 1,2 Millionen Syrer und mindestens 130 000 Iraker im Land sind. Hinzu kommen Arbeitsmigranten und der hohe Anteil der palästinensischen Bevölkerung. Zusammen machen sie 30 Prozent der acht Millionen Bewohner Jordaniens aus. 

„Die Jordanier sind unglaublich gutherzig. Seit 70 Jahren nehmen sie Flüchtlinge auf und integrieren sie. Wir haben die gleiche Kultur, die gleiche Sprache, wir sind wie Geschwister“, sagt Wael Suleiman, Direktor der Caritas Jordanien. Doch die Bereitschaft, noch mehr Menschen aufzunehmen, sinkt. Die Jordanier ächzen unter steigenden Lebensmittelpreisen und Mieten, Schulen und Krankenhäuser sind überlastet und die Arbeitslosigkeit steigt. 

Unter diesen Problemen leiden auch die Nachbarstaaten, etwa der Libanon. Eine Million Syrer sind dort als Flüchtlinge registriert, vermutlich leben aber mittlerweile zwei Millionen im Land, das ursprünglich vier Millionen Einwohner hatte. Einreisen darf heute nur noch, wer den Nachweis erbringt, dass ein Angehöriger die Kosten übernimmt. Das UNHCR musste die Registrierung von Flüchtlingen auf Drängen der Regierung vor einem Jahr stoppen. Die Menschen haben nun keinen Zugang mehr zu staatlichen Hilfsprojekten. 

 

Saudi-Arabien unterstützt Flüchtlingslager

In Saudi-Arabien ist offiziell kein Flüchtling registriert. Schätzungen zufolge hat das Land aber 500 000 Syrer aufgenommen. Die Menschen leben in Elendsvierteln, sind vom Wohlwollen des Königshauses abhängig. Das unterstützt aber lieber Flüchtlingslager in Jordanien und dem Libanon mit mehreren Milliarden US-Dollar, als die Menschen ins Land zu holen. Zu groß ist die Angst vor Unruhen und einer Politisierung der Bevölkerung.

Dabei ist ein Ende der Syrienkrise nicht in Sicht. „Ich befürchte, es ist unmöglich, in dieser Region Frieden zu schaffen“, sagt Caritasdirektor Suleiman. Und er sorgt sich um Europa. „Ich habe den Regierungsvertretern gesagt: Öffnet nicht eure Türen. Ihr werdet es nicht schaffen, die Menschen zu integrieren. Es sind Araber – sie leben ein anderes Leben. Aber wir kennen sie hier. Kommt in den Nahen Osten, helft uns hier, die Menschen zu integrieren, für Arbeitsplätze zu sorgen und lehrt uns, die Region in Frieden aufzubauen“, bittet Suleiman.

Von Kerstin Ostendorf

Blick auf die Hauptstadt Amman [1]
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